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Nachhaltigkeit als Teil des Geschäftsmodells

Nachhaltigkeit als Teil des Geschäftsmodells

Keine klare Definition für Nachhaltigkeit

Nahezu jedes Unternehmen befasst sich aktuell mit dem Thema Nachhaltigkeit. Dabei verstehen die Unternehmen unter diesem Begriff häufig ganz unterschiedliche Dinge. Es gibt keine allgemeine Definition dieses Begriffs, geschweige denn eine damit verbundene generelle Handlungsmaxime. Am weitesten verbreitet ist die 1987 von den Vereinten Nationen im Brundtland-Bericht verwendete Definition von Nachhaltigkeit als „Dauerhafte Entwicklung …, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Hauff, V. (1987). Unsere gemeinsame Zukunft). Vor allem im Angesicht des Klimawandels impliziert diese Definition die Reduktion oder Vermeidung von CO2-Emmissionen.

Zentrale Fragen zur Integration des Themas Nachhaltigkeit in das
Unternehmen

Nachhaltigkeit ist eines der zentralen wirtschaftlichen Themen der Gegenwart und wird es weiter bleiben. Wie lässt sich dieses Thema auch im Sinne des Unternehmens, abgesehen von etwas Marketing, nutzen bzw. umsetzen? Wie kann Nachhaltigkeit Teil einer erfolgreichen Unternehmensstrategie werden? Oder vielmehr wie kann Nachhaltigkeit ein Unternehmen noch erfolgreicher und resilienter machen? Für jedes Unternehmen sind das in diesem Kontext höchst individuelle Fragen.

Beispiele für Nachhaltigkeit als zentralen Teil der Unternehmensphilosophie

Dass das keine Utopie oder Idealismus ist, zeigen viele Beispiele wie das sehr erfolgreiche Start-Up PlanerAI. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz gelingt es diesem Unternehmen die Bestellungen von schnell verderblichen Lebensmitteln so zu optimieren, sodass weniger Lebensmittel vernichtet werden müssen. Zudem kann nicht nur die Lebensmittelverschwendung minimiert werden, sondern auch die Bestellmenge einer zu erwartenden erhöhten Nachfrage angepasst werden. Daraus ergibt sich, dass beispielweise eine Bäckerei mit diesem nachhaltigen Bestellmechanismus Kosten reduzieren und einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten erstreben kann.

Ein weiteres Beispiel bietet das Unternehmen Florida-Eis Manufaktur GmbH mit Sitz in Berlin. Durch eine frühzeitige Umstellung auf erneuerbare Energien und Anstreben einer möglichst hohen Energie-Ausbeute sowie Energie-Autarkie wurde eine hohe Resilienz dieses energieintensiven Unternehmens erreicht. Die aktuelle Energiekrise trifft das Unternehmen auf diese Weise weniger hart als andere Marktteilnehmer.

Mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zeigte sich nach der COVID-Pandemie erneut die Verletzlichkeit internationaler Lieferketten. Hier konnten zum Beispiel Unternehmen profitieren, die regional ihre Rohstoffe beziehen. Am Beispiel der Milch zeigten sich in den letzten Jahren und insbesondere im abgelaufenen Jahr 2022 bei konventionell hergestellter Milch deutlich höhere Kostensteigerungen als bei nachhaltig produzierter Bio-Milch.

Investoren nehmen zunehmend Einfluss auf Unternehmen

Auch auf Investorenseite kommt es zu einem anderen Auftreten mit dem Selbstverständnis Teil eines Strukturwandels zu sein. BlackRock Inc. beispielsweise investiert als weltweit größter Vermögensverwalter nicht nur in die verschiedensten Unternehmen, sondern tritt auch aktiv an sie heran und ermutigt diese im Sinne einer langfristigen Risikominimierung in nachhaltige Strukturen und Unternehmensstrategien zu investieren.

Veränderte politische Rahmenbedingungen

Weiterhin erhöht sich der wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Druck auf Unternehmen mehr für Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu tun. Wie das Beispiel BlackRock zeigt, nehmen auch Investoren und Vermögensverwalter auf Unternehmensleitungen Einfluss um, unter anderem im Sinne der Sicherung Ihrer Investitionen, ein nachhaltiges Management von Unternehmen zu fordern. Mit weitreichenden und wirkungsvollen politischen Instrumenten wie der CO2-Bepreisung und des „Green Deals“ der EU-Kommission, für den die EU ein Drittel ihres Haushaltes und des 1,8 Billionen Euro schweren „Aufbauplan NextGenerationEU“ aufwendet, werden bereits jetzt die politischen Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene und in der Europäischen Union vorgegeben. Spätestens nach Verkündung des 430 Mrd. Dollar umfassenden Förderprogramms „inflation reduction act“ der USA durch die Biden-Administration, zur klimafreundlichen Transformation der US-Wirtschaft, wird klar, in welche Richtung die weltweite wirtschaftliche Entwicklung nicht nur in Energiefragen gehen wird.

Nachhaltigkeit als notwendigen Teil der Unternehmensstrategie

Große Unternehmen bilden meist eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit, die, je nach Unternehmensstrategie, mehr oder weniger in das jeweilige Geschäftsmodell eingebunden wird. Für kleinere Unternehmen, die zwar gerne nachhaltiger agieren würden, lohnt sich meist eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung nicht. Um die Resilienz und Zukunftsfähigkeit des einzelnen Unternehmens zu erhalten bzw. zu verbessern, sollten die Unternehmensstrategie und das Geschäftsmodell zu mindestens unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit überprüft werden. Es wäre höchst unglücklich und durchaus vermeidbar, wenn das Geschäftsmodell oder sogar ein ganzes Unternehmen scheitert, nur weil es verpasst wurde, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu implementieren und damit zukunftsfähig auszurichten.

 

Verfasser/in: Christian Klöcker

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